Zucht und Vererbung
Unsere Pferde sind im Laufe der Jahre eleganter und filigraner, ihre Gänge bewegungsstärker geworden. Defizite der Gliedmaßen und der Hufform können sich negativ auf den Bewegungsablauf und die Gesundheit auswirken.
Gibt es schon bei Stute oder Hengst erbliche Dispositionen für von der Norm abweichende Hufformen und Gliedmaßenstellungen, könnten sich diese leicht auf die Nachkommen weitervererben. Aber auch mit der Fütterung der Stute vor und während der Trächtigkeit können sich Defizite für die Fohlenentwicklung einschleichen. Eine übermäßige aber auch mangelhafte Mineralstoffversorgung der Stute kann während der Entwicklungsphase des Fetus zum Fohlen im Mutterleib, aber auch nach der Geburt während der Saugphase zu Gliedmaßenfehlstellungen und Missbildungen führen.

Natürlich sind auch die Aufzuchtbedingungen der Fohlen und der Jungpferde, sprich die Haltungsbedingungen und die Pflege entscheidend für die korrekte Entwicklung.
Es ist wichtig, über die Auswahl der Elterntiere, die bedarfsgerechten Fütterung der Stute, sowie beim Fohlen selbst vom frühen Fohlenalter an diesen Defiziten vorzubeugen, sie zu verhindern, oder wenn sie schon aufgetreten sind, sie so gut es geht zu vermindern. Für diese Arbeit ist das Zusammenspiel von Besitzer, Stallbesitzer, Tierarzt und Hufschmied wichtig. Im Fohlenalter sind die meisten Abweichungen von der normalen Gliedmaßenstellung und der Hufform noch sehr gut korrigierbar, Das heißt für die Züchter und Besitzer: Schauen Sie hin, handeln Sie und holen Sie sich Rat und Hilfe bei Tierarzt und Hufschmied. Einfach „wegstellen“ und hoffen, dass sich das Problem verwächst, wäre fatal und bringt nicht den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil kann sich das Problem manifestieren, dass das Pferd auf Lebenszeit sportlich unbrauchbar sein kann.

Was ist ein Fohlenbockhuf?
Diese veränderte Hufform ist eine häufig auftretender Defekt meist im fortgeschrittenen Fohlenalter.
Der Bockhuf ist deutlich stumpfer als der regelmäßige Vorder- bzw. Hinterhuf, die Fesselachse ist nach vorne gebrochen. Der Zehenwand-Tragrand-Winkel beträgt 60°-90° und die Trachten berühren noch den Boden. Ein Bockhuf kann sich am Vorder- sowie Hinterhuf befinden, jedoch tritt er am häufigsten an den Vordergliedmaßen auf. An den Hintergliedmaßen tritt er nur in Kombination mit der Bärentatzigkeit auf. Die Bärentatzigkeit weist eine stumpfe bis bockige Hufform auf und kennzeichnet sich durch das Durchbiegen der Fessel.
Man unterteil den Bockhuf in drei Stadien:
1. Geringgradig: Zehenwand-Tragrand-Winkel 60°-75°, die Huftrachten berühren den Boden
2. Mittelgradig: Zehenwand-Tragrand-Winkel 75°-90°, die Huftrachten berühren den Boden
3. Hochgradig: Zehenwand-Tragrand-Winkel 90°, die Huftrachten schweben, die natürliche Winkelung der Zehenknochen ist aber noch vorhanden.
Der Unterschied zum Stelzfuß

Ein Bockhuf darf nicht mit einem Sehnenstelzfuß verwechselt werden. Ein Sehnenstelzfuß kann zwar einen Bockhuf haben oder aus einen Bockhuf resultieren, ist jedoch nicht das Gleiche. Bei einem Sehnenstelzfuß haben die Trachten keine Bodenberührung mehr und schweben. Das Pferd fußt lediglich auf der Hufzehe und kann die komplette hintere Hälfte des Hufes nicht belasten. Bei einem Stelzfuß liegen das Fessel- und Röhrbein auf oder fast auf einer Linie, in schlimmen Fällen ist die Röhrbein-Fesselbein-Achse sogar nach vorne gebrochen .
Die Stelzfüße werden zudem unterschieden zwischen einem tendogenen Stelzfuß (Sehnenstelzfuß) und dem arthrogenen Stelzfuß (Gelenkstelzfuß).
Der Gelenkstelzfuß ist ein erworbener Stelzfuß, aufgrund einer Gelenksarthrose der Zehengelenke oder aber aufgrund einer Erkrankung des Hufbeinbeugers. Durch diese Erkrankungen wird das Bein nicht mehr voll belastet und die Zehenknochen werden steil gestellt. Daraufhin verkürzen sich auf Dauer auch die Sehnen und der arthrogene Stelzfuß manifestiert sich.
Der Sehnenstelzfuß wird noch einmal unterschieden in den angeborenen und den erworbenen Sehnenstelzfuß.
Der angeborene Sehnenstelzfuß ist bereits bei Geburt vorhanden oder tritt kurz nach der Geburt auf, der erworbene meistens im Wachstum. Beim Sehnenstelzfuß verkürzt sich meist der Hufbeinbeuger und es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen dem Hufbeinbeuger und der Strecksehne. Dadurch werden die Zehenknochen hochgezogen, und das Pferd kann nur noch auf der Zehenwand fußen.

Bei der Behandlung eines Sehnenstelzfußes sollten Tierarzt und Hufschmied zusammenarbeiten. Der Hufschmied hat verschiedene Möglichkeiten das Bein vom Huf aus durch besondere Hufeisen, Klebeschuhe oder Kunststoffkleber zu unterstützen. Der Tierarzt kann medikamentieren oder aber eine Operation durchführen.

Symptome des Bockhufs
Vorrangig geht es hier um den Bockhuf der Vordergliedmaßen. Denn der Bockhuf der Hintergliedmaßen und die damit verbundene Bärentatzigkeit sind höchst selten beim Fohlen. Der Bockhuf der Hinterbeine ist eher eine altersbedingte Erscheinung, die häufiger bei älteren Zuchtstuten anzutreffen ist.

Bockhuf der Vordergliedmaße:
Dieser stumpfe Huf weist eine stark verkürzte und abgenutzte Hufzehe auf. Die Hufzehe wird in der Bewegung mehr belastet und die hintere Hufhälfte wird weniger belastet. Durch diese Imbalance am Huf wachsen die Trachten ohne durch die natürliche Abnutzungskraft am Huf und verlängern sich. Ein Bockhuf weist also immer eine kurze Hufzehe und lange Trachten auf. Bei einem Bockhuf lässt sich die Steilstellung der Zehenknochen auf Röntgenbildern gut erkennen. Die Steilstellung der Zehengliedmaße lässt sich aber auch gut von außen beurteilen, nämlich durch Betrachtung der Fesselachse.

Meist haben Pferde, die einen Bockhuf haben, auch eine sehr kurze Fessel. Sie entsteht zum einen durch die stumpfe Hufform und die sich darauf einstellenden Zehenknochen, Sehnen und Bänder. Man kann also davon ausgehen, dass bei einem Bockhuf immer eine Verkürzug der oberflächlichen Beugesehne (Kronbeinbeuger) oder der tiefen Beugesehne (Hufbeinbeuger) oder deren Unterstütztungsbänder vorliegt.

Meist weist ein Bockhuf durch die Imbalance am Huf auch eine enge Hufform auf, die aufgrund einer Minderbelastung entsteht. Häufig kann man dann auch an einem Bockhuf den Trachtenzwang der engen Hufe vorfinden. Dieser wird hervorgerufen durch den nicht richtig funktionierenden Hufmechanismus aufgrund der Minderbelastung der hinteren Hufhälfte.
Ein Bockhuf lässt sich häufig auch in der Bewegung erkennen. Besitzt das Pferd nur einseitig einen Bockhuf, tritt es mit größter Wahrscheinlichkeit mit diesem Bein kürzer. Sind die Bockhufe an beiden Vordergliedmaßen, lässt sich häufig ein stumpfer, nicht federnder, abrupter Bewegungsablauf feststellen.

Symptome des Fohlenbockhufes
Beim Fohlen sind die Symptome eines Bockhufes anders als bei einem heranwachsenden Jungpferd und einem älteren Pferd.
Die Fessel ist nicht verkürzt, vorerst zumindest nicht, da sich das Fohlen im Wachstum befindet und der Fohlenbockhuf meist plötzlich auftreten kann. Nach einer gewissen Entwicklungsphase lässt sich natürlich auch hier eine verkürzte Fessel erkennen.

Man erkennt einen Fohlenbockhuf meist an der Fesselachse und der Hufform. Die Fesselachse ist nach vorne gebrochen und der Huf weist eine stumpfe Hufform auf. Ebenso lässt sich eine Steilstellung der Zehenknochen erkennen. Nicht selten sind solche Veränderungen der Hufform, wie auch die Gliedmaßenfehlstellungen, an den Gelenken erkennbar, da diese aufgrund dieses Defekts Schwellungen und Auftreibungen, ausgelöst durch eine Überbelastung, aufweisen. Diese Veränderungen durch den Bockhuf sind meist am Fesselkopf des Fohlens zu erkennen.
Im Bewegungsablauf lässt sich vorerst nicht viel erkennen. Wenn der Bockhuf jedoch plötzlich entsteht, kann eine Entlastungshaltung festgestellt werden: Das Fohlen stellt das betreffende Bein gerade nach vorne und belastet es kaum. Es nimmt also eine sogenannte Kompensationshaltung ein. Sollte es Schmerzen haben, lässt sich durchaus auch eine Lahmheit erkennen. Bei einer abrupten Entstehung eines Fohlenbockhufes wird die Strecksehne überdehnt.
Auch ein Trachtenzwang lässt sich vorerst nicht auffinden.

Bockhuf durch zu wenig Bewegung als junges Fohlen
Die Fohlenhufe unterscheiden sich stark von den Hufen erwachsener Pferde in Aussehen und Form. Ein Fohlenhuf ist bei der Geburt und ein bis zwei Tage danach mit einer polsterähnlichen, weichen, zottigen Hornmasse versehen, dem so genannten Fohlenkissen. Es dient dem Schutz der Mutterstute, da die Fohlenhufe der Stute sonst innere Verletzungen zufügen würde. Das Fohlenkissen trocknet nach der Geburt und verfestigt sich innerhalb dieser ein, zwei Tage.

Der Fohlenhuf ist in seiner Hufform anders ausgebildet als der des älteren Pferdes: er ist anfänglich deutlich schmaler und enger am Huftragerand als an der Hufkrone. Erst die Bewegung und daraus folgende positive Belastung des Fohlenhufes verursacht die gewünschte Veränderung der Hufform: der Huf nimmt langsam die Form der erwachsenen Pferde an.
Im Umkehrschluss ist eine Entwicklungsstörung der regelmäßigen Hufformen also häufig eine Folge von mangelnder Bewegung im Fohlenalter und in jungen Jahren.
Keine oder zu wenig Bewegung des Fohlens ist also eine entscheidende Ursache für die Entstehung des Fohlenbockhufes.

Erbliche Disposition
Aber es lassen sich noch andere Gründe finden, die bereits vor der Geburt ansetzen:
Mit einer der wichtigsten Punkte bei der Zucht ist die Auswahl des richtigen Hengstes zu der passenden Stute. Wenn hier schon erbliche Disposition vorliegen, können sich diese leicht auf das Fohlen übertragen. Nachkommen von bestimmten Hengsten oder auch einer bestimmten Stute haben größtenteils einen einseitigen Bockhuf, immer an der gleichen Gliedmaße. Also muss es auch für den Bockhuf eine erbliche Disposition geben. Jedoch wird das Fohlen zunächst immer mit einem regelmäßigen Huf geboren und steht nicht sofort so steil!
Also muss diese erbliche Disposition mit einer Schwäche der Sehnen zu tun haben. Bei einer Verkürzung der tiefen Beugesehne zum Beispiel muss nicht ein Sehnenstelzfuß entstehen, es kann auch ein Bockhuf entstehen, da durch die Verkürzung des Hufbeinbeugers die Hufzehe mehr belastet wird als die hintere Hufhälfte mit den Trachten.
Zu der erblich bedingten Disposition lässt sich im Fachbuch „Adams` Lahmheiten bei Pferden“ Folgendes finden:
„In einigen Fällen spielt auch die erbliche Disposition … eine Rolle. Dies wurde für Hund, Schwein und Pferd nachgewiesen. Bei acht Fohlen mit schwerer Beugesehnenkontraktur wurde eine dominante Vererbung durch den Vater nachgewiesen.“

Gliedmaßenfehlstellungen
Direkt bei der Geburt können jedoch jegliche Formen der Gliedmaßenfehlstellungen auftreten, denn diese entwickeln sich schon im Mutterleib, ausgehend von verschiedenen Ursachen, oder können unmittelbar bei der Geburt durch eine Verletzung der Gliedmaßen oder der Sehnen entstehen.
Gliedmaßenfehlstellungen der Fohlen verursachen eine Entwicklung nicht regelmäßiger und krankhafter Hufformen. Bei der rückbiegigen Gliedmaßenstellung zum Beispiel entsteht immer eine stumpfe Hufform, die auch zu einem Bockhuf werden kann. Die Körperlasten werden bei dieser Gliedmaßenfehlstellung in die vordere Hufhälfte gebracht, dadurch erfolgt dort immer eine stärkere Abnutzung aufgrund der Mehrbelastung.

Der nächste Grund für die Entstehung eines Fohlenbockhufes, Gliedmaßenfehlstellung sogar bis hin zu Missbildungen liegt in der Entwicklungsphase des Fetus zum Fohlen im Mutterleib. So kann die mangelhafte oder übermäßige Versorgung der Stute durch Eiweiß, Mineralien und Vitaminen zu diesen später auftretenden Folgen führen.
Dr. Gramatzki schreibt in seinem Buch „Handbuch Pferde“, dass eine Überversorgung des Fohlens mit Vitamin D einen Bockhuf als Resultat haben kann.

Fohlen im Wachstum
Wenn der Bockhuf nach der Geburt entsteht, ist häufig der Bewegungsmangel des Fohlens schuld daran. Der Huftragerand ist bei Fohlen deutlich schmaler als die Hufkrone. Wenn ein Fohlen also nicht durch Bewegung die natürliche Last auf den Huf bringt, muss eine Störung der Entwicklung zum physiologischen Huf auftreten. Der Bockhuf ist dabei nur eine von mehreren veränderten Hufformen. So kann es auch durch Bewegungsmangel zu einem Tragrandzwanghuf, zum engen Huf oder anderen Normabweichungen kommen.
Die Bewegung ist nicht nur für den Huf, sondern auch für die Sehnen und Bänder der Gliedmaßen von größter Bedeutung. Fohlen können auch durch Bewegungsmangel einen Sehnenstelzfuß bekommen, da sich die Sehnen und Bänder aufgrund dieses Defizits verkürzen. Diese Erscheinung hat man auch bei einer Haltung in zu hoher Einstreu. Hier sackt die Hufzehe immer ein und die hintere Hufhälfte wird somit entlastet.

Der nächste entscheidende Punkt ist das Wachstum des Fohlens. So kann es sein, dass die Knochen in der Wachstumsphase einmal schneller wachsen und die Sehnen und Bänder nicht mitkommen. Die Folge ist eine steile Stellung der Zehenknochen, wodurch wiederum die Zehe des Hufes mehr belastet wird und sich dadurch mehr abnutzt.
Das gleiche Phänomen findet man auch beim Sehnenstelzfuß der Fohlen vor, wenn es ein erworbener ist. Nur ist hier das Ungleichgewicht zwischen Wachstum der Knochen und Sehnen und Bänder noch stärker.

Wenn bei einer Wachstumsstörung nicht eingegriffen wird, und sich bereits ein Bockhuf gebildet hat, kann das Fohlen auch schnell einen Sehnenstelzfuß bekommen.
Dieses Ungleichgewicht im Wachstum kann verschiedene Gründe haben. Es kann erblich bedingt sein, aber auch durch eine zu stark eiweißreiche Zu-Fütterung der Stute oder des Fohlens kann zu einem verstärkten Wachstum der Fohlen führen.

Der richtige Untergrund
Eine andere Ursache liegt in den Bodenverhältnissen und Auslaufmöglichkeiten. Ein Fohlen soll sich zwar viel bewegen, damit die natürliche Last und die natürlich Abreibung auf den Huf einwirken können. Doch kann der Untergrund ebenfalls mit an der Entstehung eines Bockhufes beteiligt sein.
Ein Fohlen sollte nie auf zu steinigen, unebenen, zu harten Böden laufen, da sich die Hufe auf solchen Böden zu stark abnutzen können. Durch Steine können die Fohlen stolpern und sich die Hufzehe weg brechen. Ist dies der Fall, hat man wieder ein ungleichmäßiges Verhältnis von Hufzehe zu den Trachten und es entsteht ein Bockhuf. Außerdem haben Fohlen sehr lange Beine, die in keinem Verhältnis zum kurzen Hals stehen. Bei der Grasaufnahme auf der Weide muss sich das Fohlen also so hinstellen, dass es mit dem Maul ans Gras kommt. Das geschieht meist auf zwei Arten:

  • Entweder stellt sich das Fohlen übermäßig bodenweit, das heißt, es spreizt die Beine nach außen weg und zwar soweit, dass es bequem das Gras mit dem Maul erreicht. Dadurch kann ein krummer Huf oder der halb-enge halb-weite Huf entstehen. Diese Hufformen bilden sich dann aufgrund der Mehrbelastung der inneren Hufhälfte.
  • Die Stellung, mit der die Fohlen sich einen Bockhuf aneignen sieht anders aus. Sie stellen einen Huf nach vorne und den anderen nach hinten und dies immer in einer bestimmten „Lieblingsposition“: Das heißt, ein Huf wird fast ausschließlich nach vorne und der andere stets nach hinten gestellt. Durch diese Stellung bei der Grasaufnahme nutzen sich also am nach vorne gestellten Huf mehr die Trachten und bei dem nach hinten gestellten Huf mehr die Hufzehe ab. Wenn dann natürlich der Boden auch noch uneben und zu hart ist, ist die Abriebkraft an der Hufzehe umso stärker. Es kann ein Bockhuf entstehen.

Eine andere Ursache für die Entstehung des Bockhufes ist das Abbrechen des Fohlenschuhs. Der Fohlenschuh ist im Prinzip die erste Hornkapsel auf dem Weg zur Entwicklung der normalen Hornkapsel: Der Fohlenschuh wird durch das Wachstum des Horns langsam heruntergeschoben, bis er ganz verschwunden ist. Dieser Prozess ist normalerweise im siebten bis achten Lebensmonat des Fohlens abgeschlossen. Wenn aber das Fohlen auf zu hartem und steinigem Boden läuft, kann der Fohlenschuh abbrechen. Wenn das geschieht – meist passiert es zwischen dem vierten und fünften Lebensmonat – ist plötzlich und sofort ein Bockhuf entstanden!
Dieses Malheur geschieht in der Regel aber nur, wenn das Fohlen nicht regelmäßig oder fehlerhaft vom Hufschmied ausgeschnitten und korrigiert wurde.

Fehlende Hufkorrektur
Als letzte Ursache der Entwicklung eines Bockhufes ist also die fehlende oder fehlerhafte Hufkorrektur durch den Hufschmied zu erwähnen. Ein Fohlen sollte ab der sechsten Lebenswoche an in einem Rhythmus von sechs bis spätestens acht Wochen korrigiert werden. Liegt eine Gliedmaßenfehlstellung vor oder eine veränderte Hufform, so sollte sie spätestens nach vier Wochen wieder korrigiert werden.
Fohlen befinden sich noch im Wachstum, das heißt Knochen, Sehnen und Bänder sind noch weicher und elastischer als bei älteren Pferden. Das heißt, dass im Fohlenalter noch Korrekturmöglichkeiten vorhanden sind und der Weg zu einer normalen Hufform und oder Gliedmaßenstellung möglich ist. Deswegen müssen auch die Korrekturperioden strengstens eingehalten werden.

Die Behandlung des Fohlenbockhufes
Die Behandlung von Gliedmaßenstellungen und Hufformen sollte grundsätzlich in Zusammenarbeit von Tierarzt und Hufschmied erfolgen. Der Tierarzt hat andere Möglichkeiten als der Hufschmied und umgekehrt.

So kann der Tierarzt das Fohlen durch Medikament und bestimmte Vitaminpräparate von innen her aufbauen, während der Hufschmied das Fohlen von außen behandelt.
Der Tierarzt kann Röntgenbilder erstellen und den Hufschmied auf bestimmte Auffälligkeiten an Knochen und Gelenken hinweisen. Röntgenbilder geben Aufschluss über die Epiphysenfugen (Wachstumsfugen) und eventuelle Veränderungen. Deshalb sollte sich auch ein Hufschmied dazu Zeit nehmen, Röntgenbilder gemeinsam mit dem Tierarzt durchzugehen und das weitere Vorgehen zu besprechen und zu planen.

Beim Bockhuf hat der Tierarzt zusätzlich die Möglichkeit einer Operation. Wie bei dem Sehnenstelzfuß kann er auch hier das Unterstützungsband der jeweiligen Sehne durchtrennen. Doch eine Operation ist immer ein starker Eingriff. Wenn man die Fehlstellung oder veränderte Hufform mit anderen Möglichkeiten von außen beeinflussen kann, ist diese Variante der Operation vorzuziehen. Die Operation sollte als letzte Maßnahme oder bei einem extremen Fall angewandt werden.
Der Tierarzt kann natürlich auch Hufschuhe ankleben, die extra für Gliedmaßenfehlstellungen entwickelt wurden.
Doch auch wenn der Tierarzt das Foheln bereits behandelt, ist die Pflege und Korrektur der Hufe durch den Hufschmied nicht zu vergessen, ohne die nicht das gewünschte Ergebnis erzielt werden kann.

Was macht der Hufschmied?
Nachdem mit dem Tierarzt abgeklärt wurde, um was für einen Fall des Bockhufes es sich handelt und wodurch er entstanden ist, beginnt der Hufschmied mit seiner Arbeit.
Ist der Bockhuf geringgradig, dass heißt, noch nicht allzu stark ausgeprägt, kann der Fohlenbockhuf in der Regel noch durch Beraspeln der Hufe korrigiert werden. Es ist zu beachten, dass an solchen Hufen die Trachten mehr wachsen als die Hufzehe. Das heißt für den Hufschmied, dass er an einem Bockhuf die Hufzehe schonen und die Trachten unter Berücksichtigung der Gliedmaßenstellung kürzen muss – außer beim hochgradigen Bockhuf, denn hier schweben die Trachten bereits.
Die Korrekturperioden sollten hierbei in kurzen Abständen gewählt werden in denen der Huf immer wieder Stück für Stück schonend angeglichen wird. Die Betonung liegt bei schonend! Die Knochen und Gelenke, Sehnen und Bänder sind bei Fohlen noch extrem weich, und eine Überkorrektur löst wieder eine Reaktion in anderen Bereichen hervor.
Grundsätzlich gilt für die Korrektur der Hufe durch den Schmied:
Die Hufe werden von vorne und von der Seite passend zum Fesselstand gestellt, die einfallenden Körperlasten in die Mitte Hufes platziert, und durch Beraspeln des Hufes der regelmäßigen Vorder- bzw. Hinterhufform näher gebracht.

Bei deutlichem Bockhuf hat der Hufschmied weitere Möglichkeiten:
Früher, als die Pferde noch grobschlächtiger und schwerer waren, und vorwiegend für die Landwirtschaft eingesetzt wurden, entwickelte man das Fohlenbockhufeisen und das Halbmondhufeisen. Da die Hufe dieser Arbeitspferde-Fohlen früher größer gewesen sind, waren diese beiden Möglichkeiten gut umsetzbar.
Heutzutage sind sie in der Regel nur noch bei älteren Fohlen, das heißt bei Fohlen im Alter von fünf Monaten und aufwärts empfehlenswert. Denn unsere heutigen Pferde sind elegante Sportpferde mit viel zierlicheren Fohlenhufen.

Das Fohlenbockhufeisen:
Nach der Korrektur nagelt der Schmied dem Fohlen eine Fohlenbockhufeisen auf. Es wird so hergestellt, dass das Hufeisen an der Hufzehe ein Stück weit übersteht. Dadurch wird die Abnutzung der Zehe verhindert und die Hufzehe künstlich verlängert. Somit verändert sich auch die Belastung im Huf. Das Eisen liegt komplett auf dem Huftragerand auf.

Das Halbmondhufeisen:
Nach der Korrektur am Huf nagelt der Schmied das Halbmondhufeisen unter den Huf. Dieses Eisen ist halbmondförmig und reicht nur bis knapp vor die Hufhälfte, die Trachten liegen frei. Die Hufeisenschenkel des Halbmondhufeisens sind verjüngt, so dass sie nicht abrupt enden und somit kein Kippeln verursachen können.
Dadurch, dass dieses Hufeisen die Trachten nicht bedeckt unterliegen sie der ständigen Abnutzung in der Bewegung. Die Hufzehe hingegen wird durch das dort liegende Hufeisen geschützt und kann sich regenerieren.
Der entscheidende Vorteil dieses Hufeisen ist es, dass man hier regelmäßig in bestimmten Abständen immer wieder die Trachten kürzen kann, ohne das Hufeisen ständig abnehmen zu müssen.

Beide Beschläge sind zwar gut, aber in der heutigen Zeit kaum noch anwendbar. Die Hufe der Fohlen sind zu klein. Außerdem wird die Hornwand durch die Hufnägel geschwächt.
Ein neues „Hufschmiede-Zeitalter“ wurde mit der Erfindung des Technovit eingeleitet. Bei Technovit handelt es sich um einen Hornersatz, sogenanntes Kunsthorn bestehend aus Kunststoff. Inzwischen gibt es viele verschiedene Kunsthornkleber aus Kunststoff. Grundsätzlich werden sie auf die Hornwand von oben, von der Seite oder von unten angebracht.
Bei einem Bockhuf bedeutet das, dass man die Hufzehe mit diesen Kunststoffklebern künstlich verlängert und den Zehenwand-Tragrand-Winkel künstlich verändert. Damit ändern sich die Belastungsverhältnisse am Huf und die Trachten werden wieder mehr der natürlichen Abnutzung unterzogen.
Ein bedeutender Vorteil dieser Methode ist, dass die Hornwand nicht durch die Nägel der Hufeisen geschwächt wird. Außerdem ist auch hier ein regelmäßiges Korrigieren des Hufes in kurzen Abständen möglich.

Ein entscheidender Nachteil dieser Kunststoffkleber ist die Verarbeitungstemperatur. Meistens ist diese optimal bei 20°C. Im Herbst, Winter oder Frühjahr hat man aber nicht immer diese Bedingungen. Hier muss sich der Schmied mit einem Heißluftfön helfen. Woran der Schmied auch denken sollte: Meist werden die Kunststoffkleber in der Aushärtephase warm bis heiß. Der Huf ist zwar ein schlechter Wärmeleiter, Fohlen haben aber noch dünne Hornwände und merken dies eher. Falls das Fohlen nicht ruhig stehen bleibt, oder vorher noch nie von einem Hufschmied korrigiert wurde, ist es empfehlenswert den Tierarzt um eine Sedierung Fohlen zu bitten.
Alles in Allem ist diese Methode aber mit die beste und schönste für das Fohlen. Es werden keine Nägel in die Hornwand gesetzt und die Hornkapsel wird auch nicht eingeengt.

Hufschuhe:
Als weitere Behandlungsmöglichkeit stehen dem Hufschmied Hufschuhe zur Verfügung. Es gibt sie für Fohlen in verschiedenen Formen und Größen, so beispielsweise gegen die Durchtrittigkeit als Schuh mit langer Unterstützung oder als Schuh mit Extension für stark zeheneng laufende Fohlen.
So gibt es natürlich auch für den Fohlenbockhuf einen Hufschuh der Firma Dallmer. Er ist von der Aufmachung her ähnlich wie das Fohlenbockhufeisen. Der Hufschuh für den Bockhuf hat ein verlängertes Zehenteil. Die Hufschuhe werden mit einem Kleber an der Hornwand befestigt.

Auch bei der Versorgung mit Hufschuhen muss auf die Verarbeitungstemperatur und die Reinigung der Hornwand geachtet werden. Ein Nachteil ist, dass die Hornkapsel von dem gesamten Hufschuh ummantelt wird und somit eingeengt wird. Deswegen muss ein Hufschuh auch regelmäßig, in kurzen Abständen, kontrolliert werden und spätestens alle drei Wochen erneuert werden. Beim Fohlen befindet sich alles noch im Wachstum und wenn man den Hufschuh nicht regelmäßig und rechtzeitig entfernt, kann ein Tragerandzwanghuf entstehen.

Checkliste Fohlenhuf
Grundsätzlich sollten Fohlen ab der sechsten Lebenswoche regelmäßig dem Hufschmied vorgezustellt werden. Er kann durch das frühe Beginnen der Hufkorrektur die natürliche Gliedmaßenstellung und Hufform erhalten.
Die Hufschmiedearbeit in den ersten zwei Jahren eines Pferdes entscheidet über Gliedmaßenstellung und Hufform für die gesamte weitere Lebenszeit und ist entscheidend für die Gesunderhaltung der Pferde.
Liegt ein Fohlenbockhuf bereits vor, ist die regelmäßige Korrektur noch wichtiger, denn bis zu dem Alter von zwei bis drei Jahren kann man noch bestimmte Mängel korrigieren. Ab dem dritten Lebensjahr festigen sich Sehnen und Bänder so stark, dass von einer starken Korrektur zum Beispiel eines Bockhufes abzuraten ist – man würde mehr kaputt machen als unterstützen.
Wenn beim Fohlen einen Bockhuf festgestellt wird, sind die Ursachen abzustellen. Das können Bewegungsmangel, zu harter Boden oder eine bestimmten Stellung beim Grasen sein. Tierarzt und Hufschmied sollten zudem gemeinsam die Symptomatik behandeln und der von der regelmäßig Gliedmaßenstellung und Hufform abweichenden Form so gut es geht entgegenwirken.

Der Hufmechanismus
Der Hufmechanismus wird folgender Maßen definiert: Beim Auffußen des Hufes wird durch den Belastungsdruck (ausgelöst durch das Gewicht des Pferdes und Bewegungskraft) von oben und den Bodendruck von unten das am Hufbeinträger aufgehängte Hufbein leicht heruntergedrückt. Dadurch dass das Hufbein am Hufbeinträger aufgehängt ist und dieser eine Verbindung zur Hornkapesel darstellt, wird die Hornkapsel zum Mitbewegen beim Herunterdrücken des Hufbeins bewogen. Diese Bewegung der Hornkapsel erfolgt am stärksten im hinteren Bereich des Hufes, den Huftrachten. Die Hornkapsel wird somit beim Auffußen leicht auseinandergedrückt. Wenn die hintere Hufhälfte, wie beim Bockhuf, also nicht mehr stark belastet wird, kann sich durch den verminderten Hufmechanismus ein Trachtenzwang bilden.

Artikel von Sebastian Schmidt